Friedrich Joseph Haass, Collage Portrait mit Stadtbild Moskau
Friedrich Joseph Haass, Collage (Portrait (unbekannt) mit Bild des Roten Platzes in Moskau von Fjodor Jakowlewitsch Alexejew)
Quelle: Collage Renovabis, Bildquellen gemeinfrei
16.08.2017 – Porträt

Friedrich Joseph Haass: „Heiliger Doktor von Moskau“

Sein selbstloser Einsatz für Strafgefangene begründet seine große Verehrung in Russland - hierzulande ist er weniger bekannt. Wer war der "Heilige Doktor von Moskau"?

„Ein wunderbarer Mann“

„Du musst diesen wunderbaren Mann in Deutschland bekannt machen“, lautete die Forderung des russischen Schriftstellers Lew Kopelew an den ARD-Korrespondenten Fritz Pleitgen im Jahr 1975 und zeigte ihm das stets mit frischen Blumen geschmückte Grab von Friedrich Joseph Haass auf dem Wwedenskoje-Friedhof in Moskau. In Russland wird der Mediziner, der am 16. August 1853 starb, als „Heiliger Doktor von Moskau“ überaus verehrt.

Von Münstereifel nach Moskau

Friedrich Joseph Haass wurde am 10. August 1780 in Münstereifel geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt das Jesuitenkolleg, studierte in Köln und Jena Theologie und Medizin und promovierte 1805 in Göttingen zum Dr. med. In Wien machte er eine Ausbildung zum Facharzt für Augenheilkunde und kam 1802 im Gefolge der Fürstin Repnin, die ihn als Patientin kennengelernt hatte, nach Russland. Er arbeitete mehrere Jahre Chefarzt im Pawlowskaja-Krankenhaus und eröffnete auch eine eigene Praxis.

„Beeilt euch, Gutes zu tun!“

Seit er 1828 wurde Mitglied im Moskauer Gefängnisschutzkomitee wurde, setzte er sich für bessere Haftbedingungen ein. Dies schloss auch die nach Sibirien verbannten Gefangenen ein. So ist es ihm zu verdanken, dass die schweren Eisenfesseln durch leichtere, mit Leder ausgekleidete ersetzt wurden. Dass auch Gefangene die Möglichkeit zum Empfang der Eucharistie und des Bußsakraments haben sollten, war ihm ein großes Anliegen. Geprägt vom Menschenbild von Franz von Assisi und Franz von Sales, lebte er aus der Überzeugung, dass der Mensch von Natur aus gut ist, weil Gott ihn nach seinem Ebenbild geschaffen hat.

An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling schrieb er:

„Der einfachste Begriff, die bestimmteste Definition, die man der katholischen Religion geben kann ist die Liebe. Wo Liebe ist, da ist Katholizismus, wo nicht Liebe ist, da ist Nicht-Katholizismus.“

In einem „Appell an die Frauen“ rief er dazu auf

„Beeilt euch, Gutes zu tun! Lernt zu verzeihen, stiftet Frieden und Versöhnung, besiegt das Böse durch das Gute. Scheut euch nicht vor der kleinsten Hilfeleistung (...) und wenn es nur die Darreichung eines Glases Wasser ist, ein herzlicher Gruß, ein Wort des Trostes, der Anteilnahme, des Mitleidens - auch das ist gut...“

Für die Kinder der Gefangenen gründete er 1836 eine eigene Schule. 1845 schuf er ein – im Volksmund bald schon „Haassowka“ genanntes – Krankenhaus für Obdachlose. Am 16. August 1853 starb er verarmt in Moskau, weil er sein ganzes Vermögen für die Bedürftigen eingesetzt hatte. Sein Wahlspruch „Beeilt euch, Gutes zu tun!“ ist auch auf seinem Grabstein zu lesen. 1998 wurde im Erzbistum Köln ein Verfahren zu seiner Seligsprechung eröffnet und im Juli 2011 mit Zustimmung des Vatikans an die Erzdiözese Moskau überstellt.

Fürbitten

„Beeilt euch, Gutes zu tun“, war der Wahlspruch von Friedrich Joseph Haass. Sein Beispiel soll auch uns bewegen, anderen zu helfen. Deshalb beten wir zu Jesus Christus, der die Quelle der Hoffnung für die Armen, die Entrechteten und die Vergessenen ist:
Herr, steh’ uns bei!

Lass’ alle, die straffällig geworden sind, ein gerechtes Urteil und
menschenwürdige Behandlung erhalten.
Herr, steh’ uns bei!

Hilf’ den Verantwortlichen in der Wohlfahrtspflege, ein bedarfsgerechtes
Angebot zu entwickeln.
Herr, steh’ uns bei!

Ermutige die Christen der verschiedenen Konfessionen, einander immer
besser kennen- und verstehen zu lernen.
Herr, steh’ uns bei!

Mache uns bereit, auch verdeckte Not zu bemerken, persönliche Hilfe
zu leisten und andere zum Helfen anzuregen.
Herr, steh’ uns bei!

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Inhalt erstellt: 16.08.2017, zuletzt geändert: 12.02.2019

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