Pater Dominik Querimi vor dem Schulzentrum in Gijlan
Pater Dominik Querimi vor dem Schulzentrum in Gijlan
Quelle: Simon Korbella
27.01.2017 – Seelsorger im Porträt

Pater Dominik Querimi SDB

Salesianerpater und Schuldirektor Pater Dominik Querimi leitet ein katholisches Schulzentrum im Kosovo. Sein Ziel ist es religiöse Vorurteile zu überwinden. Nebenbei hat es der Salesianerpater auch ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft.

Salesianerpater und Schuldirektor Pater Dominik Querimi bietet mit seinem katholischen Schulzentrum im Kosovo den Kindern aus der Region neue Perspektiven. Wichtig ist für ihn dabei auch, religiöse Vorurteile zu überwinden. Ohne die finanzielle Unterstützung durch Renovabis und das Diasporakommissariat wäre seine Arbeit kaum möglich.

Das Miteinander ist immer wieder von Spannungen geprägt.

„Das Kreuz abnehmen“, sagt Pater Dominik lächelnd. Er blickt über eine kleine Wiese zu einem Dutzend Jugendlichen, die auf dem Basketballplatz lautstark spielen und brüllt etwas auf Albanisch. „Ich hab den Vorschlag schon öfter gehört. Es würde uns hier sicher auch einige Schwierigkeiten ersparen“, fährt er nachdenklich fort und lässt das kleine Kreuz, das um seinen Hals baumelt, vorsichtig durch die Finger gleiten. „Aber ich kann das nicht, denn das, was wir hier vorhaben, braucht Vertrauen und Ehrlichkeit. Da kann ich nicht geheim halten, dass ich Priester bin. Ich hab den Eltern versprochen, dass hier nichts im Verborgenen geschieht.“ Bevor der 43-jährige Salesianer weiter erzählen kann, stürmen einige Schüler aus dem Schulgebäude und rennen auf ihn zu. Sofort erhellen sich seine Gesichtszüge und er grinst breit. „Don Dominik“, wie sie ihn alle hier nennen, stemmt die Hände lässig in die Hüften und scherzt mit ihnen auf Albanisch. Im Umgang mit den Jugendlichen fühlt er sich sichtlich wohl. Hier spürt man auch nichts von den häufig wiederkehrenden Problemen, Schwierigkeiten und Schikanen, mit denen der Salesianerpater, aber auch seine Schüler, konfrontiert waren und sind.

Das Miteinander ist immer wieder von Spannungen geprägt. Im Kosovo leben größtenteils Muslime – rund 95 Prozent nach offiziellen Angaben. Das Kreuz und das katholische „Don Bosko Zentrum“ wirkten auf viele abschreckend. „Viele Eltern wollten ihre Kinder auf keinen Fall zu uns schicken“, erzählt Pater Dominik. Es gab immer wieder Rückschläge: Eines Mittags, erzählt der gebürtige Kosovare, kamen auf einmal rund 20 Kinder nicht mehr zu unserer Sportgruppe. Und das obwohl die Schule ohnehin nur zwei Klassen hatte. Ein Imam hatte in der Moschee gegen das Zentrum gewettert und den Eltern davon abgeraten, die Kinder dorthin zu schicken, weil es ein schlechter Einfluss für sie wäre.

Mosaik aus Tannzapfen

Lange hat er darüber nachgedacht, wie er das Schulzentrum in Gijlan, einer Stadt rund 45 Kilometer von Pristina entfernt, stärker in das Bewusstsein der Menschen vor Ort rücken könnte. Wie er die Menschen überhaupt dazu bringen könnte, in das Zentrum zu kommen. Schließlich reifte ein Plan heran, der damit begann, die beinahe unzähligen kleinen braunen Tannenzapfen auf dem Schulhof einzusammeln. Dann wurden sie gereinigt und fein säuberlich in Stoffsäcke eingelagert. Über 50.000 Zapfen kamen so zusammen.

Als schließlich die Bauarbeiten an der Aula beendet waren, machte sich der Salesianer gemeinsam mit ein paar Schülern ans Werk: Auf rund 90 Quadratmetern klebte er ein riesiges Mosaik aus Tannzapfen, das die Portraits von Mutter Theresa, Don Bosco und dem albanischen Nationalhelden Skanderbeg zeigt. Zwei Freunde waren so beeindruckt, dass sie das Werk für das „Guinness-Buch der Rekorde“ vorschlugen.

„Ich habe dann tatsächlich einen Anruf aus London bekommen“, erzählt Pater Dominik lachend, „und zuerst wollten die mich davon überzeugen, dass man aus Tannenzapfen doch überhaupt kein Mosaik machen könne.“ Nachdem die Fotos verschickt und geprüft waren, dauerte es nur ein paar Tage bis Pater Dominik die Rekord-Bestätigung in Händen hielt. „Von diesem Moment an, hat sich hier viel geändert“, erinnert er sich. „Plötzlich kamen die Menschen in unser Zentrum und ich wurde zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen. Offiziell natürlich nur um sich das Mosaik anzuschauen, aber tatsächlich waren auch viele froh einen Vorwand zu haben, um unsere Arbeit mit den Schülern und unsere Einrichtung anzuschauen.“

„Ohne die Hilfe, besonders aus Deutschland, müssten wir die Schule wahrscheinlich zumachen“

Die Schule ist zwar mittlerweile besser im öffentlichen Bewusstsein in Gijlan verankert, doch es gibt noch immer freie Plätze. „Man darf nicht erwarten, dass die Schule vom ersten Tag an voll ist“, erklärt der Renovabis-Projektreferent Herbert Schedler, der bereits den Aufbau mehrerer solcher Schulzentren im Kosovo begleitet hat. „Es dauert meist ein paar Jahre, bis die Leute ihre Ängste, Sorgen und Vorurteile überwinden.“ Beim gemeinsamen Rundgang zeigt sich Schedler beeindruckt: „Zu sehen, wie sich die Schule entwickelt und wie viel Eigenleistung die Schüler und die Verantwortlichen vor Ort investieren, ist wirklich ermutigend.“ Pater Dominik lächelt zwar, aber man merkt ihm an, dass die Anspannung groß ist, denn die finanzielle Situation hat sich in den vergangenen Monaten zugespitzt.

„Ohne die Hilfe, besonders aus Deutschland, müssten wir die Schule wahrscheinlich zumachen“, erklärt Pater Dominik. Nach dem Rundgang setzen sich die beiden noch lange zusammen, studieren Abrechnungen und überlegen sich geeignete Finanzierungsmodelle. Immer wieder blickt Pater Dominik kurz auf und rückt das kleine Kreuz um seinen Hals behutsam zurecht. Dann macht er deutlich, warum er es auf keinen Fall ablegen kann: „Ohne ihn müssten wir die Schule nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz sicher zumachen.“

Inhalt erstellt: 27.01.2017, zuletzt geändert: 14.07.2020

Unsere Newsletter