Zwei junge Frauen aus der Slowakei sitzen nebeneinander.
Sara und Slavka aus der Slowakei berichten von ihrer Freundschaft.
Quelle: Umelecké centrum F6
06.04.2018 – Projektarbeit

Versöhnung zwischen Roma und Slowaken

Sich einsetzen für Begegnung und Versöhnung zwischen Roma und Slowaken: das ist eines der Ziele der slowakischen Musikgruppe F6 und der griechisch-katholischen Roma-Mission.

Geschätzt 7-10% der Bevölkerung in der Slowakei sind Roma, die zumeist in sehr ärmlichen, abgeschiedenen Siedlungen leben. Gerade in der Ostslowakei gibt es extreme Spannungen zwischen der slowakischen Mehrheitsbevölkerung und der Roma-Minderheit.
Das muss sich ändern, meinen die Mitglieder der Musikgruppe F6 aus dem Erzbistum Prešov. Seit 10 Jahren machen Roma und Slowaken gemeinsam Musik und arbeiten daran, dass Menschen beider Gruppen versöhnt und in Frieden zusammen leben.
Seit 2017 engagiert sich die Musiker auch im Künstlerischen Zentrum F6 als Teil der griechisch-katholischen Roma-Mission (GRM). Dort entwickeln sie pastorale und Bildungsangebote für Roma und versuchen, Roma und Slowaken in Kontakt miteinander zu bringen - mit positiven Ergebnissen:

Das Leben der Roma verändert sich. Die Menschen verändern sich von innen heraus, langsam, aber nachhaltig. Uns begegnen viele Familien und Eheleute, die durch die Berührung mit der Frohen Botschaft ihr Leben verändert haben und aktiv nach Arbeit suchen, eine Ausbildung machen, eine gute Schulbildung für ihre Kinder anstreben. (Tadeáš Gavala, Mitglied der Band F6 und Missionar der GRM)

Renovabis hat die Arbeit der GRM im Jahr 2017 mit 30.000 Euro unterstützt und damit den Kauf eines Busses für die Fahrten der Band ermöglicht.

Musiker vor einer Gruppe von Kindern auf einer Wiese
Die slowakische Band F6 arbeitet gern mit Kindern zusammen und macht für diese und mit ihnen Musik.
Quelle: Umelecké centrum F6

Fragen an Tadeáš Gavala, Mitglied der Band F6

Wie bist du Mitglied der Band F6 geworden?
Luke (Lukáš Bužo, Sänger der Band) und ich haben uns bei Pfadfindertreffen kennengelernt. Wir waren beide 14. Ich hatte damals große Vorurteile gegenüber Roma und somit auch gegenüber Luke. Auch meine Eltern waren nicht begeistert, dass ich mit einem Roma-Jungen befreundet war. Viele meiner Freunde brachen den Kontakt zu mir ab, weil ich mich mit Roma traf. Ich war mir jedoch sicher, dass ich wegen ihres Aussehens oder aufgrund irgendwelcher Gerüchte anderer nicht über Menschen richten sollte. Im März 2007 gründete ich zusammen mit zwei meiner Roma-Freunde die Musikband F6. Seit der Entstehung der Musikband lud mich Gott immer intensiver zum Roma-Dienst ein, weil er sich nach der Versöhnung von Roma und Slowaken sehnt. Seitdem hatte ich viele schöne Erlebnisse zusammen mit den Roma und ich habe erkannt, dass meine Vorurteile weder fair noch richtig waren.
Was macht das künstlerische Zentrum F6?
Das "Künstlerische Zentrum F6" wurde 2017 gegründet, also 10 Jahre nach Gründung der Band F6. Es ist Teil der griechisch-katholischen Roma-Mission. Unsere Haupttätigkeiten sind:
  • Evangelisierung durch Musik und persönliche Zeugnisse in den Roma-Siedlungen, Gefängnissen und Kinderheimen (viele Roma leben in Gefängnissen und Kinderheimen);
  • pädagogische Konzerte in Schulen, die darauf abzielen, die Vorurteile zwischen der Roma- und der slowakischen Nation zu überwinden;
  • das Festival FestRom, auf dem slowakische und Roma-Bands auftreten und die sogenannte "Versöhnungstournee" – eine Tournee von slowakischen Bands und Roma-Bands, die die Notwendigkeit der Versöhnung zwischen Roma und Slowaken hervorhebt;
  • das Mentoren-Programm BARARAS, das sich an Roma- und slowakische Künstler mit christlichem Hintergrund richtet;
  • wir produzieren Videos, die die positiven Veränderungen unter den Roma aufzeigen, und Videos, die sich auf die Idee der Versöhnung beziehen;
  • schließlich verkaufen wir Kunstgegenstände und CDs mithilfe unseres Online-Shops
Wie war die Situation der Roma in der Tschechoslowakei vor 1993?
Im Jahr 1958 wurde den Roma das Umherziehen gesetzlich verboten, man zwang sie zur Sesshaftigkeit. Um das Gesetz durchzusetzen, entfernte man die Räder der Kutschen und nahm ihnen die Pferde weg. Der Staat wollte die Roma durch Schaffung von Wohnraum und Arbeitsplätzen integrieren. Leider wurden diese guten Absichten meist gewaltsam und ohne jegliche Expertise durchgeführt.
1969 wurde die Zigeuner- und Roma-Union gegründet, die das friedvolle Zusammenleben der Roma und der slowakischen Bevölkerung anstrebte, diese wurde 1973 aufgelöst. Den Roma in der Tschechoslowakei entging die Chance einer Entwicklung ihrer eigenen ethnischen Identität. Nach wie vor stand Umerziehung im Vordergrund.
Das Jahr 1989 stellte einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Roma dar. Kurz nach den Geschehnissen im November (Samtene Revolution) wurde eine neue politische Partei, die Bürgerinitiative der Roma, gegründet. Hinzu kamen weitere politische Parteien und kulturelle Vereinigungen. Man akzeptierte die Roma als ethnische Minderheit auf dem Gebiet der Slowakischen Republik. Die Verwendung des Begriffs 'Roma' wurde amtlich. Im Bereich der Bildung für Roma wurden positive Veränderungen eingeleitet, speziell profitierten hiervon die Roma-Kinder. Die Mehrheit der Roma erhielt endlich einen besseren Zugang zu Informationen. Dennoch schreitet diese Entwicklung langsamer voran als erwartet.
Die sozioökonomische Transformation im Jahr 1989 verstärkte die sozialen Unterschiede. Sehr viele Roma verloren ihre Jobs. Bis heute fehlt es an neuen Möglichkeiten.
  • Youtube-Kanal Umelecké centrum F6
  • F6 arbeitet mit der griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei gemeinsam im Bereich der Roma-Mission. Durch ihre Webseite wollen sie Missionarinnen und Missionare bei ihrer Arbeit unterstützen. Roma-Mission

Videos

(Bei den Videos können englische Untertitel hinzugeschaltet werden.)

Sará und Slavka

Sára

Ich habe Slávka vor 7 Jahren kennengelernt. Ich fand sie nett und wollte Sie besser kennenlernen, aber ich war mir nicht sicher, ob sie mich wegen meiner Herkunft als Roma akzeptieren würde. Aber Gott hat es so arrangiert, dass wir gute Freundinnen geworden sind. Bei ihr kann ich so sein, wie ich bin, ich muss mich nicht verstellen. Und ich merke auch keine Unterschiede zwischen uns, dass sie Slowakin ist und ich Roma. Für mich ist sie wie eine Schwester.

Slávka

Zuerst hatte ich Vorurteile gegenüber Sára. Aber dann lernte ich sie kennen und merkte, was sie für eine Person ist. Ich stellte zum Beispiel fest, dass wir einen ganz ähnlichen Sinn für Humor haben und dass wir über alles reden können. Wenn wir zusammen sind, ist der Spaß nicht weit. (...) Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich meine Vorurteile überwunden und jetzt eine schöne Freundschaft mit Sára habe.

Janka und Margita

Maťko und Maroš

Danka und Ružena

Veronika und Janko

Musikvideo

F6 mit der Sängerin Sará Jarková

Inhalt erstellt: 06.04.2018, zuletzt geändert: 18.02.2019

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