Mit ihren Näharbeiten verdient Elena Makaiya etwas für den Familienunterhalt. Auf dem Foto sitzt sie an der Nähmaschine in einem beengten Bereich des knapp 50 Quadratmeter großen elterlichen Hauses am Rand von Zaporizhya.
Mit ihren Näharbeiten verdient Elena Makaiya etwas für den Familienunterhalt.
Quelle: Achim Pohl
06.03.2020 – Porträt

"Wir dachten: Für zwei Wochen oder so"

Seit Elena Makaiya 2014 mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen aus Donetsk geflüchtet ist, wohnen alle zusammen bei ihren Eltern auf knapp 50 Quadratmetern. Die Caritas Ukraine, die seit langem auch von Renovabis unterstützt wird, half in dieser schwierigen Situation. Ein Porträt von Susanne Haverkamp

Elena Makaiya ist in ihr Elternhaus zurückgekehrt. Es steht am Rand von Zaporizhya, einer 750.000-Einwohner-Stadt im Südosten der Ukraine, an einer unbefestigten Straße. Das Haus hat 50 Quadratmeter, vielleicht auch weniger. Dort wohnen sie zu siebt, seit Elena 2014 mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen aus Donetsk geflüchtet ist und alle zusammen bei ihren Eltern eingezogen sind. „Wir dachten, für zwei Wochen oder so“, sagt Elena.

Das kleine Haus ist mit vielen Vorhängen in Nischen unterteilt, so dass ein bisschen Rückzugsraum entsteht, zum Beispiel für den 14-jährigen Pavel und seine beiden Brüder (9 und 16 Jahre). In einem der winzigen Räume hat Elena Makaiya ihr Nähatelier eingerichtet, mit Nähmaschine, Schnittmuster-Heften, Garn und Stoffen. „Ich habe eine eigene Facebook-Seite, über die ich meine Sachen verkaufe“, sagt die 40-Jährige. Sie hat auch schon mit Freundinnen eine Modenschau in einem Kaufhaus organisiert oder für eine Arztpraxis weiße Hemdchen geschneidert.

Elena Makaiya zusammen mit einer Mitarbeiterin der Caritas Ukraine, ihrer Mutter und ihrer Großmutter auf einer Couch im Wohnzimmer des gemeinsamen Hauses sitzend.
Elena Makaiya zusammen mit einer Mitarbeiterin der Caritas Ukraine, ihrer Mutter (links) und ihrer Großmutter (rechts).
Quelle: Achim Pohl
Elena Makaiya in der kleinen Küche des lediglich 50 Quadratmeter großen Hauses ihrer Eltern stehend.
Elena Makaiya in der kleinen Küche des lediglich 50 Quadratmeter großen Hauses ihrer Eltern.
Quelle: Achim Pohl

Elenas Mann stammt aus Afrika, er hat in Donetsk studiert, da haben sie sich kennengelernt. Schon in Donetsk sei es als Afrikaner nicht so einfach gewesen, hier in Zaporizhya aber noch viel schwieriger, berichtet Elena. „Wir sind froh, dass mein Mann Arbeit in der Fabrik gefunden hat.“ Als einfacher Arbeiter, obwohl er dafür hoffnungslos überqualifiziert ist. Auch für die Söhne sei es nicht leicht – als Jungs in einer Stadt, in der fast keine dunkelhäutigen Menschen leben. Der jüngste Sohn hatte am Anfang große Probleme, er begann zu stottern, hatte Angstattacken, wurde körperlich krank. „Wenn wir die Caritas nicht gehabt hätten“, sagt Elena Makaiya.

Die Caritas Ukraine, die seit langem auch vom katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis unterstützt wird, half mit Geld, als der Winter kam und die mitgebrachten Sommersachen nicht mehr reichten. Vor allem aber half sie, das Trauma der Flucht zu lindern – mit psychologischen Einzel- und Gruppengesprächen, auch für die Kinder. „Das erste Jahr war das Schlimmste“, erinnert sich Elena. „Jetzt geht es langsam aufwärts.“ Inzwischen leitet sie selbst Jugendgruppen, gerade hat sie ein Studium in Sozialer Arbeit beendet. Hier sieht sie ihre berufliche Zukunft, auch wenn das Nähen viel Spaß macht. Vor kurzem haben Elena und ihr Mann kirchlich geheiratet: „Wir dachten, es ist Zeit, auch vor Gott Mann und Frau zu sein.“ Wie sie jetzt auf die Zukunft schaut? „Mit Hoffnung und dem Glauben an Gott.“

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