WIESBADEN / MINSK / FREISING. Alexander Mihalkovich und Anna Bodyako aus Minsk können ihr hochbrisantes, politisches und Betroffenheit auslösendes Thema nun zu Ende recherchieren; sie werden es danach mit authentischen Bildern und O-Tönen dokumentieren und zu einer Situationsanalyse eines gesellschaftlichen Problems in Weißrussland montieren. Die beiden jungen belarussischen Filmregisseure sind mit „THE MOTHERS CRUSADE“ [Der Kampf (Kreuzzug) der Soldatenmütter] Gewinner des erstmals ausgelobten „Renovabis-Recherchestipendiums“. Dotiert ist es mit 3.500 Euro für dokumentarische Vorhaben zu den Themen Menschen- und Minderheitenrechte und wurde beim „goEastFestival des mittel- und osteuropäischen Films“ in Wiesbaden von einer internationalen Jury vergeben.
Die Jury zeichnete die Geschichte über Frauen aus, die in Weißrussland gegen Missbrauch beim Militär kämpfen. „Durch die Perspektive einer Mutter erhalten die Kinobesucher damit Einblick in eine viel umfassendere Kultur der Gewalt“, so die Jurybegründung. Ob „Der Kampf der Soldatenmütter“ jemals in Belarus zu sehen sein werde, bleibe abzuwarten. Das ambitionierte Filmprojekt der politisch motivierten Filmemacher war eines unter sieben nominierten cineastischen Vorhaben, die sich um die Teilfinanzierung ihrer Projekte beworben hatten.
Bei der Preisverleihung hob der Vertreter der Solidaritätsaktion Renovabis, des katholischen deutschen Osteuropa-Hilfswerks, Thomas Schumann, die Vorzüge des Mediums Film hervor: Ein Dokumentarfilm sei wie auch alle anderen Formen der Kinokunst ein wunderbarer weiterer Kommunikationsweg, die Menschen aus Ost und West für ihre Lebenswelten gegenseitig zu interessieren. „Das auf die Leinwand gezauberte Bild der Gefühle, wie Menschen in anderen Ländern feiern, leiden, ihr Leben bewältigen, erdulden, erfolgreich meistern oder frustriert und ohne Perspektive hinnehmen, ist nur noch durch persönliches Erleben zu toppen.“ Weil dies nicht immer möglich ist, lohne es sich, mit Hilfe des Films davon gegenseitig so viel wie möglich zu wissen“ so Schumann. Dies sei im Wortsinn „wertvoll“, weil das Gefüge der europäischen Staaten, wo Renovabis in 29 Ländern Projektpartner unterstütze, auf einem Wertefundament aufgebaut sei.