Freising. Meere üben seit jeher eine Faszination auf die Menschen aus – für viele Sehnsuchtsorte zur Erholung, für andere Gefahrenmomente angesichts der Größe und Unberechenbarkeit. Aber kennen wir wirklich alle Meere in Europa und in der näheren Nachbarschaft? Sicherlich ist das bei der Adria oder der Ostsee kein Problem. Doch wie verhält es sich mit dem Schwarzen und dem Weißen Meer oder gar dem Asowschen Meer? Die aktuelle Ausgabe der Osteuropazeitschrift „OST-WEST. Europäische Perspektiven“ (OWEP) widmet sich deshalb ausgewählten Meeren im Osten und Südosten Europas.
Was Meere für die europäische Geschichte und die Menschen, die dort leben, bedeuten, kommt nicht nur durch ihre großflächige Ausprägung auf der Landkarte zum Ausdruck. Auch die Erschließung zentraler Handelswege, Metropolen und ganzer Reiche stehen mit ihr in Verbindung. Für Michael North, Geschichtswissenschaftler an der Universität Greifswald, ist dies Grund genug, in seiner Einführung in das Heft eine ganz neue Perspektive einzunehmen: Er erzählt die Geschichte Europas nicht aus der Perspektive der Länder, sondern aus der der Meere. Dabei wird klar, dass die Rolle der Meere über die eines reinen Transportmediums hinaus geht.
Wer kontrolliert das Asowsche Meer?
Im Heft vorgestellt werden die Adria, bedroht von den Folgen einer raubbaumäßigen Wirtschaftspolitik, das Kaspische Meer, das Marmarameer, die Ostsee – Schauplatz vieler Kriege –, das Schwarze Meer und das Weiße Meer. Ein weiterer Beitrag gilt dem Asowschen Meer, das jüngst wieder zum Brennpunkt einer Auseinandersetzung geworden ist. Der Osteuropahistoriker Wilfried Jilge zeigt unter der Überschrift „Wer kontrolliert das Asowsche Meer?“ die aktuelle strategische Bedeutung des kleinen Nebenmeers des Schwarzen Meeres auf: Im Rahmen des Russland-Ukraine-Konflikts vermuten Beobachter, dass die dortige russische Blockadepolitik wohl die Destabilisierung der Handelsregion rund um Mariupol (Ukraine) zum Ziel hat.
Die aktuelle OWEP-Ausgabe nimmt die europäischen Meere aus ganz unterschiedlichen Perspektiven in den Blick. Dabei scheint in den einzelnen Beiträgen immer wieder auch die Faszination und Erhabenheit auf, die Meere seit jeher auf den Menschen ausüben. Das Heft nimmt den Leser mit auf eine Reise an die Strände, Küsten und Meere im Osten und Südosten Europas und lädt dazu ein, tiefer in die Thematik einzutauchen.
Lesen Sie den Artikel Die Adria: Teil des Mittelmeeres und europäischer Sehnsuchtsort von Aleksandar Jakir im Volltext.