Collage aus dem Umschlag der Zeitschrift OST-WEST, Nr. 2/2018
Collage aus dem Umschlag der Zeitschrift OST-WEST, Nr. 2/2018
Quelle: Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Bild: Shutterstock
25.05.2018 – Zeitschrift

Wege zur Versöhnung: neue Ausgabe der Zeitschrift OST-WEST erschienen

Versöhnung – was für ein Wort! Ein theologischer, ein philosophischer, ein politischer, ein religiöser Begriff. Jedenfalls ein Begriff von dauernder Aktualität an wechselnden Schauplätzen und Tatorten menschlichen Handelns oder Nichthandelns.

Eröffnet wird das Heft mit einem grundlegenden Essay des Sozialethikers Thomas Hoppe aus Hamburg. Der Schwerpunkt seiner Überlegungen liegt auf dem Wesen dessen, was Erinnerung ausmacht. Nur ein Mensch, der zu einer schonungslosen Selbstanalyse bereit ist, könne die eigene Schuld erkennen und einen Zugang zum anderen, zum Opfer, finden, das seinerseits ebenfalls zu einer Öffnung bereit sein müsse, damit Versöhnung überhaupt beginnen kann.
Wie langwierig solche Entwicklungen sein können, zeigt der Text des polnischen Historikers Robert Żurek, der die Phasen des deutsch-polnischen Versöhnungsprozesses seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts nachzeichnet. So abwegig es auf den ersten Blick sein mag: Auch das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, Synonym für schlimmste Verbrechen, die der Mensch dem Mitmenschen antun kann, ist ein „Ort der Versöhnung“. Pfarrer Manfred Deselaers, Seelsorger am Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim, stellt dessen aktuelle Funktion als Besinnungs- und Begegnungsort vor, an dem im 21. Jahrhundert Menschen aus aller Welt zusammenkommen.

Die folgenden Beiträge zeichnen Versöhnungsbemühungen in einzelnen Ländern nach und stehen damit stellvertretend für viele andere weltweit. Jasna Dragović-Soso, die sich mit Internationalen Beziehungen am Goldsmiths College der Universität London beschäftigt, erläutert die langwierigen und letztlich erfolglosen Bemühungen zur Einrichtung einer Wahrheits- und Versöhnungskommission für Bosnien und Herzegowina.

Im Mittelpunkt der Darlegungen des aus Armenien stammenden Rechtswissenschaftlers Harutyun Grigoryan steht der hierzulande nahezu vergessene Konflikt um Berg-Karabach, eine überwiegend von Armeniern bewohnte Region im Kaukasus, wegen deren Status es zwischen Armenien und Aserbaidschan bereits mehrfach zu militärischen Konflikten gekommen ist. Einen anderen Weg zur Versöhnung beschreibt Dagmar Heller, Mitarbeiterin des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes in Bensheim. Sie zeichnet ein seit über zwanzig Jahren laufendes Projekt der Kirchen in Belarus, Polen, der Ukraine und Deutschland nach, das in vielen kleinen Schritten dazu beigetragen hat, dass orthodoxe, katholische und evangelische Christen in diesen Ländern gegenseitiges Misstrauen abbauen und in einigen Bereichen eine Zusammenarbeit vereinbaren konnten.

Schließlich schildert Luigj Mila, Generalsekretär der Kommission Justitia et Pax Albanien, in wenigen markanten Strichen die Geschichte Albaniens nach, das sich 1967 zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ erklärt hat und massiv gegen jegliche Form der Religionsausübung vorging. Die katholische Kirche nimmt bei der Aufarbeitung der Verbrechen gegen Christen eine Vorreiterrolle ein.

Abgeschlossen wird die Textsammlung mit einem grundlegenden Aufsatz unter dem Titel „Gewaltbelastete Vergangenheit und gesellschaftliche Versöhnungsprozesse“ von Jörg Lüer, dem Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justitia et Pax. Der Autor würdigt kritisch die Beiträge des gesamten Heftes und ergänzt sie durch eigene Gedanken zur Vielschichtigkeit von Versöhnungsprozessen.

Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen den Bischofskonferenzen Polens und Deutschlands 1965, die in die berühmten Worte „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung“ einmünden, hat diese OWEP-Ausgabe als Zeitdokument zitiert. Weil sich in den letzten Jahren zwischen Polen und Deutschland wieder Differenzen häufen, haben sich mehrere polnische Bischöfe 2017 mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt, der die Verantwortlichen beider Länder ermahnt, das erreichte Einvernehmen nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Auch hieraus werden Auszüge zitiert.

Zwei Interviews schließen das Heft ab: Bernd Fabritius, der Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), äußert sich zur historischen Rolle der Heimatvertriebenen in der deutschen Gesellschaft und skizziert, inwieweit sie heute und auch künftig als „prädestinierte Brückenbauer in ihre Herkunftsgebiete“ für Deutschland und seine Nachbarn im östlichen Europa eine gesellschaftliche und politische Bedeutung haben könnten. Gerhard Albert, scheidender Geschäftsführer von Renovabis, blickt auf die Entstehung und Entwicklung von Renovabis aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Gründung unter dem Leitgedanken „Bleibender Auftrag zur Versöhnung“ zurück.

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Inhalt erstellt: 25.05.2018, zuletzt geändert: 12.02.2019

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