Sankt Martin, Gemälde von Sebastian Hosu (Ausschnitt)
Sankt Martin, Gemälde von Sebastian Hosu (Ausschnitt)
Quelle: Sebastian Hosu
07.11.2016 – St. Martin

Lehrmeister der Herzlichkeit und der Nächstenliebe

Zum Abschluss des Jahres der Barmherzigkeit 2016 hat ein rumänischer Künstler ein Portrait des Heiligen Martin von Tours gemalt.

Sankt Martin ist, wie Papst Franziskus gesagt hat, ein „Lehrmeister der Herzlichkeit, der Aufnahme Notleidender sowie der Nächstenliebe“. So wie Martin Solidarität und barmherzige Nächstenliebe gelebt hat, so sollten sich die Völker Europas und die Menschen auf der ganzen Welt gegenseitig achten. Begegnung und Versöhnung zwischen Ost und West, sind Bausteine dieser barmherzigen Nächstenliebe. Sie zu fördern, ist auch Auftrag von Renovabis.

Zum Künstler

Der Rumäne Sebastian Hosu, geboren 1988 in Satu Mare, ist seit 2013 Meisterschüler bei Prof. Heribert C. Ottersbach. Er lebt und arbeitet in Leipzig. Nach seinem Bachelor an der University of Fine Arts and Design, Cluj-Napoca/Klausenburg, Rumänien, folgte bis 2012 ein Master an der Académie Royale des Beaux-arts in Liege, Belgien, sowie Ausstellungen in Deutschland, Belgien, Kanada und Rumänien.
Sein Ausdruck liegt vor allem im Duktus und Auftrag der Farbe. Die häufig nur angedeuteten Figuren schwanken zwischen Mensch und Skulptur im Raum, verwischen oder bleiben unkonkret – sie verlieren dabei allerdings nicht an Dynamik und Körperlichkeit. Die reduzierten Figuren und mehrfach überarbeiteten Flächen stellen das Malerische der Arbeiten in den Vordergrund. Durch Reduzierung und geplante Weglassung, das Durchschimmern und Stehenlassen der Leinwand, werden diese als unvollendet wahrgenommenen Bilder besonders spannungsvoll.

Zum Bild

Den heiligen Martin von Tours wollte Sebastian Hosu als "moderne Ikone" gestalten. Dabei kam es ihm darauf an, mit seiner transparenten Maltechnik die Offenheit und das Durchscheinen Gottes - besonders im Gesicht des Heiligen - auszudrücken. Deshalb wählt er auch ganz bewusst unscharfe Konturen. Mit einem sehr eindringlichen Himmelsblau, der Farbe des Göttlichen, bedeckt er seine Martinsgestalt. Als liturgische Farbe heute eher unbekannt, steht solches Blau für Maria und eben für Bekenner, die keine Märtyrer waren. Dieser Mantel ist für den Künstler zentral, vor allem weil Christus damit im Traum des heiligen Martin bekleidet war. Der geheiligte Mantel geht an den Mantelteiler zurück; der Künstler hüllt seinen Martin ganz in Gottes Umhang ein. Hingegen gibt sein Porträt keine konkrete Tat der Barmherzigkeit vor. Der Betrachter soll sich - etwa aus dem auf Gott verweisenden, durchsichtigen Gesicht - inspirieren lassen, wie er selber barmherzig handeln könnte. Auch Martins Bischofsamt deutet Hosu nur an. Das kleine Medaillon außerhalb des Gesichts ruft die Geschichte von Martins Mantelteilung mit dem Bettler in Erinnerung.

Sankt Martin

Über die Heiligen aus der Zeit der Spätantike wird häufig in Legenden erzählt. Von Martin von Tours gibt es beides: historische Dokumente und Geschichten über sein Wirken. Eines ist am 1.700. Geburtstag dieses menschenfreundlichen Volksheiligen, der Alt und Jung bis heute bewegt, jedoch klar: In Europa bräuchte es auch in unserem Zeitalter mehr Menschen von seinem Schlag, mit seinem Werteverständnis: Männer und Frauen, die mit Kopf, Herz und Hand an ihren Mitmenschen handeln, in ihnen Gott erkennen. Martin überwindet Grenzen zwischen Völkern, zwischen unterschiedlicher Herkunft, sozialer Ungleichheit. Martin geht an die Ränder, stiftet Frieden - ja, der „Soldat Christi“ streitet für Menschenrechte.

Militärkarriere

Im Jahr 316 wird Martinus in der damaligen römischen Provinz Pannonien als Sohn eines hochrangigen Militärbeamten geboren. Auch er soll als Offizier dem Kaiser und dem Römischem Imperium dienen. Bereits vor der militärischen Laufbahn kommt er mit dem Christentum in Berührung, wird sogar Taufbewerber und bereitet sich als Katechumene auf ein christliches Leben vor. Die Dienstverpflichtung bei der berittenen Leibwache von Kaiser Konstantin II. hindert ihn jedoch zunächst daran, sich taufen zu lassen. Vor einer Schlacht gegen die Germanen nahe dem Heerlager der Civitas Vangionum, dem heutigen Worms, verweigert Martinus den Gehorsam: Er argumentiert, er sei „von nun an nicht mehr miles Caesaris“, ein Soldat des römischen Kaisers, „sondern miles Christi“, Soldat Christi, und bittet um die Entlassung aus dem Armeedienst. Der Kaiser bezichtigt ihn der Feigheit vor dem Feind, seine Entlassung wird ihm lange verweigert; erst nach Ableistung seiner 25-jährigen Dienstzeit im Alter von 40 Jahren wird Martinus im Jahr 356 aus dem Militär pensioniert.

Der Weg als Christ

Martinus hat es als Christ von Anfang an nicht leicht: Ihm liegt daran, sich zu seinem neuen Weg öffentlich zu bekennen; doch er muss zunächst - auch noch - dem Kaiser dienen. In Gallien empfängt er im Jahr 351 - inzwischen Mitte Dreißig - von seinem Lehrer Hilarius die Taufe und zieht sich einige Jahre als Einsiedlermönch zurück. Eine Reise führt ihn zurück nach Pannonien, wo er seine Mutter von seinem neuen Glauben überzeugt. Zurück in Gallien lebt er seine Berufung als Missionar - auch, weil er sich immer weniger dem Ansturm vieler Ratsuchender entziehen kann. Martinus errichtet im Jahr 361 in Ligugé in Gallien das erste Kloster des Abendlandes, sowie im Jahr 375 in der Nähe von Tours das Kloster Marmoutier. Drei Jahre zuvor, am 4. Juli 372, war Martin zum Bischof von Tours geweiht worden. Die Gläubigen hatten den bescheidenen Klosterbruder, der in der gesamten Region als Ratgeber und Nothelfer bekannt war, gegen den Widerstand einiger Bischöfe durchgesetzt.

Der neue Bischof Martin lebt allen die Tugend der Demut vor: Statt in der Stadt zu residieren, wohnt er zunächst in einer Holzhütte vor der Stadtmauer. Eine karge Klosterzelle in dem von ihm über der Loire auf einem Felsen gestifteten Kloster Marmoutier sucht er sich später anstelle eines Palais aus. Als Bischof legt er Wert auf Besinnung, Askese und Distanz zur weltlichen Geschäftigkeit. Von Tours-Marmoutier aus unternimmt Bischof Martin zahlreiche Missionsreisen durch das Land und über sein Bistum hinaus, etwa nach Chartres, Paris, Trier und Mainz. Martin verkörperte das Ideal des asketischen Mönchs als Priester, Arzt und Nothelfers. Er heilt etwa, wie überliefert ist, einen Leprakranken, stärkt die Getauften und die Nichtchristen wortgewaltig mit Jesu Botschaft, wie sein Biograf Sulpicius Severus schreibt. Neben Heilungen beeindruckt Martinus durch seinen über alle Verdächtigungen erhabenen Gerechtigkeitssinn. Es wird über Bischof Martin berichtet, dass er auch durch persönlichen Einsatz die Ausführung schwerer Strafen verhindert hat, die auf geringe Vergehen erlassen worden waren. In einem Fall soll er eine ganze Winternacht vor einem Burgtor protestierend ausgeharrt haben, um für einige arme Sünder Leben und Freiheit zu erlangen.

Sankt Martin und der Bettler

Die Bestärkung auf seinem Weg zum Christentum hat sicher auch etwas mit der Legende zu tun, die den heiligen Martin bis heute zum populären Vorbild barmherzigen Handelns macht: Vor den Toren von Amiens teilt er mit einem Bettler seinen warmen Soldatenmantel. Dass ihm in dem bedürftigen Weggenossen Christus selbst begegnet ist und Martin seine Barmherzigkeit durch die solidarische Tat gemäß dem Jesuswort „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ beweist, macht ihn quasi „subito“ zum Heiligen. Sein mutiges Handeln, das schließlich gleichzeitig auch den purpurnen Prunkumhang seiner staatlichen Uniform zerschneidet und den alleinigen Gehorsam zum römischen Kaiser abschneidet, führt ihn unweigerlich in eine neue Welt: Er begegnet Gott und teilt ihn fortan mit den Menschen.

Bestattung am 11. November

Bischof Martin von Tours stirbt am 8. November 396 oder 397 mit etwa 80 Jahren beim besuch einer Pfarrei in dem Ort Candes an der Loire. Per Floß wird Martins Leichnam gut 50 Kilometer drei Tage lang bis nach Tours überführt. Am 11. November findet in der Bischofsstadt findet die Beisetzung statt. Bemerkenswert: Überall am Ufer der Loire erblühen bei der letzten Reise des toten Bischofs plötzlich weiße Blumen: Die Rede ist vom "Sommer des heiligen Martin - mitten im November“. Obwohl es üblich ist, den Todestag eines Heiligen für seine Verehrung auszuwählen, wurde es beim heiligen Martin der Bestattungstag.

Papst Franziskus und Sankt Martin

Es liegt auf der Hand, dass Papst Franziskus besondere Freude am Lebenszeugnis des heiligen Martin hat, gerade zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit: Das Vorbild eines Christen, der im entscheidenden Moment seines Lebens barmherzig und „an die Ränder" gegangen ist. Martin von Tours ist nach Worten des Papstes ein „Lehrmeister der Herzlichkeit, der Aufnahme Notleidender sowie auch der Nächstenliebe“. Das hat Papst Franziskus am Mittwoch, 11. November 2015, dem Martinstag, bei der Generalaudienz gegenüber großen Pilgergruppen aus Ungarn und Frankreich auf dem Petersplatz erklärt. Der heilige Martin ist auch Stadtpatron von Buenos Aires und Franziskus war selbst in seiner argentinischen Zeit in der Martinskirche der Hauptstadt tätig.

Inhalt erstellt: 24.11.2016, zuletzt geändert: 12.02.2019

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