Ein Schulungsraum mit Whiteboard und Schüler/-innen, die an Tischen sitzen.
Soziales Engagement und eine eigene Beschäftigungsperspektive müssen sich nicht ausschließen: Soziales Unternehmertum ist Thema eines halbjährigen Kurses der Sozialakademie.
Quelle: Oksana Berko
17.04.2019 – Projekte

Gemeinsinn fördern: Fortbildungsprogramm der Sozialakademie Kiew

In der Ukraine suchen gesellschaftliche und kirchliche Akteure nach Wegen, Menschen zu ermutigen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Eine erfolgreiches Beispiel ist die Ukrainische Sozialakademie in Kiew.

Ausgangssituation

Wirtschaftliche Stagnation, Alltagskorruption, eine zunehmende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, eine fortgesetzte gesellschaftliche Ausgrenzung der Schwachen und im Osten des Landes Krieg und Gewalt kennzeichnen das Leben der Menschen in der Ukraine. Der notwendige gesellschaftliche Reformprozess wird durch die aktuellen Umstände im Land erschwert.

Zielgruppen

Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) setzt sich dafür ein, das vorhandene zivilgesellschaftliche Potential im Land zu stärken. Ziel ist es, in Staat und Gesellschaft eine Wertebasis zu schaffen, die sich im Sinne der christlichen Soziallehre an Eigenverantwortung, Menschenwürde und Solidarität orientiert.
Um auch mit verschiedenen staatlichen Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten zu können, gründete die Patriarchalkurie der Ukrainischen Griechisch-Katholischen
Kirche 2013 eine eigene Sozialakademie mit Sitz in Kiew als eingetragenen Verein. Zielgruppen der neu gegründeten Ukrainischen Sozialakademie sind einerseits sozial benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene (im Alter von 18-30 Jahren), die im staatlichen Bildungssystem weitgehend gescheitert sind und somit keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Zum anderen richtet sich das Angebot an Studierende wie auch Absolventen von Universitäten, Berufsanfänger und Verantwortungsträger in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft.

Antworten für ein besseres Morgen

Die Sozialakademie in der Ukraine - in Trägerschaft der griechisch-katholischen Kirche - entwickelt Lerneinheiten zur gesellschaftspolitischen Erwachsenenbildung, die sich an verschiedene Akteure richten, insbesondere solche mit dem Potenzial als künftige Führungskraft und Verantwortungsträger in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Dabei stehen Themen wie Ethik und Wirtschaft, Corporate Social Responsibility, Konzepte des inklusiven Wachstums und aktuelle Fragestellungen zur sozialen Gerechtigkeit in der Ukraine auf dem Programm. Konkret umfassen die Schulungs- und Weiterbildungsangebote der Sozialakademie folgende Themenfelder:

  1. Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung
  2. Demokratisierung und Menschenrechte
  3. Jugend
  4. Stärkung der Zivilgesellschaft
  5. Förderung des sozialen Unternehmertums

Diese Inhalte werden durch unterschiedliche Angebote vermittelt: Dialogreihen, Sommerschulen, Weiterbildungsprogramme und Lernplattformen (learning hubs) für verschiedene Akteure des gesellschaftlichen Wandels.

Bewertung

In großen Teilen der ukrainischen Gesellschaft ist das politische Bewusstsein für soziale Verantwortung, Gemeinwohlorientierung und Bürgersinn, ohne die ein erfolgreicher gesellschaftlicher Neuaufbau und eine wirksame Armutsbekämpfung im Land künftig nicht möglich sein wird, immer noch sehr gering ausgeprägt.

An den von Renovabis geförderten Bildungsprogrammen und Kursen der Ukrainischen Sozialakademie haben seit 2017 bisher 1.100 Personen teilgenommen, davon allein 800 Jugendliche und junge Erwachsene an den „Young Social Entrepreneurship“-Kursen zum Sozialen Unternehmertum. Neben den bereits gegründeten Sozialunternehmen, die aus diesen Kursen hervorgegangen sind, wurden nach Angaben des ukrainischen Partners bislang etwa 200 verschiedene Ideen für die Gründung von Sozialunternehmen entwickelt und ausgearbeitet, für die man sich im Sinne einer Starthilfe in naher Zukunft eine Unterstützung durch lokale und internationale Firmen erhofft.

In der kommenden zweijährigen Förderphase von 2019-2021 fokussiert sich die Sozialakademie auf die qualitative Weiterentwicklung der Programme, die Professionalisierung der Mitarbeiter und die Ausweitung der Bildungsangebote, um einen noch größeren Kreis von Teilnehmern zu erreichen.

Inhalt erstellt: 27.03.2019, zuletzt geändert: 21.02.2020

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