Ein auf Ethnie und Religion begründetes Gesellschaftskonzept erhält in Bosnien und Herzegowina, in Serbien und in Kroatien mehrheitlich keine Unterstützung. Dies ergab eine im Mai 2017 veröffentlichte Studie des Pew Research Center, ein Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Washington.
Unter den dort lebenden katholische Kroaten, orthodoxen Serben und muslimischen Bosniern herrscht eine breite Akzeptanz für friedliches Nebeneinander und Nachbarschaft und eine große Bereitschaft, Mitglieder der je anderen Religionen in der Gesellschaft aber auch direkt als Nachbarn zu akzeptieren. Geringer ausgeprägt ist die Bereitschaft, Menschen einer anderen Religion auch als Familienmitglied zu akzeptieren - die Toleranz korreliert hier vor allem mit dem Bildungsgrad.
Die Ergebnisse sind Teil einer größeren Studie des Pew Research Centers zu nationaler und religiöser Identität, die von Mitte 2015 bis Mitte 2016 in 18 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas durchgeführt wurde.
- Most in former Yugoslavia favor multicultural society, although some tensions remain (Website des Pew Research Center)
- Religious Belief and National Belonging in Central and Eastern Europe (Website des Pew Research Center)
Gemeinsam lernen - Toleranz und Freundschaft fördern
Das Beispiel der bosnischen "Schulen für Europa"
Renovabis unterstützt seit 1995 die Europaschulen in Bosnien und Herzegowina, an denen Kinder und Jugendliche aus kroatischen, serbischen und bosniakischen
Familien gemeinsam unterrichtet werden. Diese Schulen in katholischer Trägerschaft stehen Schülern aller Religionen offen. Eine Besonderheit ist das für alle Schüler verpflichtende Fach Religionsgeschichte, das die Wissensgrundlagen für einen respektvollen Dialog der Kulturen vermittelt. Zusätzlich haben die Schüler entweder katholischen Religionsunterricht oder Ethik.
Eine Evaluation der Schulen vom August 2015 bestätigte die positiven Ergebnisse dieses Schulmodells. Der multiethnische Ansatz und die Qualität der Bildung können in vielen Details und im Allgemeinen als sehr wirkungsvoll, erfolgreich und gut funktionierend beschrieben werden.
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Evaluation der „Schulen für Europa“ in Bosnien und Herzegowina (PDF, 119 kB)
Nach rund 20 Jahren Existenz des ersten Schulzentrums wird untersucht, ob und wie weit die Gesamtheit und die einzelnen Schulzentren dazu beitragen, das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien in Bosnien und Herzegowina im Sinne von Förderung von Frieden und Versöhnung zu erleichtern, aber auch ob die Schulen dazu beitragen, junge Menschen gut auszubilden.