Mindestens 60.000 Menschen wurden in Malyi Trostenec umgebracht: Juden aus ganz Europa, Zivilisten aus Minsk, sowjetische Kriegsgefangene und Partisanen. Die Vernichtungsstätte befand sich in einer ländlichen Gegend etwa zwölf Kilometer südöstlich von Minsk und unterstand der von den Nationalsozialisten eingesetzten Sicherheitspolizei. Gehört hat davon aber bisher kaum jemand. Der kleine weißrussische Ort und die schrecklichen Geschehnisse dort sind weitgehend unbekannt. Anfang Juli hat eine Delegation um Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Ort besucht und gemeinsam mit dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko und dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen eine Gedenkstätte für die Opfer eingeweiht.
Mit dabei war auch Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Christian Hartl. Die Solidaritätsaktion Renovabis hat die Arbeiten bis zur Eröffnung der Gedenkstätte seit 2013 unterstützt. „Meine Teilnahme an den Feierlichkeiten auf Einladung des Bundespräsidenten verbindet sich mit unserem Jahresthema „miteinander. versöhnt. leben.“, sagte Hartl. „Für jede Versöhnungsarbeit aber ist grundlegend, dass begangenes Unrecht auch klar als solches benannt wird.“ In den vergangenen 25 Jahren seines Bestehens ist die Versöhnungsarbeit stets eines der Anliegen des Osteuropa-Hilfswerks gewesen. „Hier in Malyi Trostenec wird das zum einen an der Einrichtung der Gedenkstätte selbst deutlich, zum anderen aber auch an der lebendigen Dialog- und Versöhnungsarbeit mit Menschen aus allen Altersgruppen“, erklärte Hartl. Dabei ist die Gedenkstätte alles andere als monumental. Der Rundgang beginnt mit dem „Platz des Lebens“: Hier kamen die Opfer an und hatten vielleicht noch Hoffnung; danach geht es über den „Weg des Todes“, auf dem den meisten wohl bewusst wurde, dass es aus dem Waldgebiet keine Rettung mehr gab, bis hin zu den angedeuteten Gruben, in denen die Opfer verscharrt wurden.
Die vielfältige Unterstützung aus Deutschland für die Gedenkstätte und der Besuch des deutschen Bundespräsidenten sind in Weißrussland als aufrichtiges Zeichen der Dialogbereitschaft und der Solidarität wahrgenommen worden. Die Verantwortlichen vor Ort und die Gäste zeigten sich hoffnungsvoll, dass der neu geschaffene Gedenkort, der das grausame Geschehen auf der Grundlage eines aktuellen historischen Forschungsstandes thematisiert, nun auch zu einem Ort der Verständigung werden könne.
Renovabis hat seit 1993 rund 1300 Projekte für über 44 Mio. Euro in Weißrussland gefördert. Ein Schwerpunkt dabei liegt auf sozial-karitativen Projekten, u.a. Projekte für Heimkinder, Menschen mit Behinderungen, Häftlinge sowie Projekte für bedürftige und ältere Menschen, zum Schutz des ungeborenen Lebens und zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs. Außerdem fördert Renovabis jedes Jahr das Sommerlager „Ferien mit Gott“ für mehrere Tausend Kinder.