Natascha Wodin, 1945 in Fürth als Kind verschleppter ukrainischer Zwangsarbeiter geboren, erzählt die Geschichte ihrer Mutter. Eine Geschichte freilich, die sie sich im Alter von siebzig Jahren in labyrinthhafter Suche erst selbst erschließen muss. Fast durch Zufall gerät sie über das Internet wieder auf die Spur der Frau, die an ihrem Lebensschicksal in den Wirren der russischen Revolution, unter dem Terror Stalins und im Vernichtungskrieg Hitlers schließlich zerbrochen war. „Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe“ – was sie damit meinte, nahm sie mit ins Grab, als die Tochter gerade elf Jahre alt war.
Neben der individuellen Tragödie entfaltet die Romanbiographie aber auch ein einzigartiges zeitgeschichtliches Panorama, für das dieses Leben steht – und das vieler anderer Menschen, mit denen es verbunden ist. Nicht zuletzt konfrontiert es uns mit der noch immer wenig bekannten und trotz der Aufarbeitung vor gut fünfzehn Jahren oft wieder verdrängten Geschichte der Zwangsarbeit im Dritten Reich.
Für das Buch „Sie kam aus Mariupol“ wurde die Autorin Natascha Wodin 2017 mit dem Alfred-Döblin-Preis und dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Natascha Wodin
Sie kam aus Mariupol
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2017
ISBN 978 3 498 07389 3