
Quelle: Renovabis
FREISING. Dreißig Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica warnt Thomas Schwartz, Leiter des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, vor wachsender Geschichtsverfälschung. Renovabis engagiert sich seit Jahrzehnten für Menschenrechte, Versöhnung und Wiederaufbau in 29 Ländern Osteuropas – besonders auch auf dem Balkan. Schwartz betont: „Die Leugnung des Genozids ist eine Beleidigung der Opfer. Sie verhindert jede Versöhnung und jedes friedliche Miteinander.“ Noch immer erkennen nationalistische Kräfte in Serbien und der Republika Srpska das Massaker mit über 8.300 ermordeten bosniakischen Männern und Jungen nicht an.
Hasan Hasanović, Überlebender des Massakers, erinnert mit eindringlichen Worten: „Wir wurden getötet, weil wir anders waren. Wegen unserer Namen, unseres Glaubens, unserer Gotteshäuser.“ Er kämpft bis heute für Aufarbeitung – ein Anliegen, dem sich auch Renovabis tief verbunden weiß.
Heute versuchen Nationalisten erneut, Geschichte umzudeuten und Opfer zu vergessen. Die Relativierung eines der schwersten Kriegsverbrechens in Europa seit 1945 folgt einer gefährlichen Strategie. Es werden revisionistische Narrativ verbreitet. Verbrechen verharmlost und neue Spannungen geschürt. Renovabis-Chef Schwartz fordert: „Europa muss jetzt handeln – entschlossen und geeint, und sich nationalistischen und spalterischen Tendenzen entgegenstellen.“ Die EU solle jede Form der Genozidleugnung klar verurteilen. Zudem brauche es Unterstützung für zivilgesellschaftliche Initiativen, die Erinnerung und Aufarbeitung fördern. Bildungsprogramme müssten historische Wahrheit vermitteln und Versöhnung ermöglichen. Mit Sorgen sieht Schwartz, dass durch gestrichene US-Hilfen gerade viele zivilgesellschaftliche Initiativen vor dem Aus stehen.
Die Entscheidung der UN, den 11. Juli zum internationalen Gedenktag zu erklären, sei ein wichtiges Signal. „Doch Worte allein reichen nicht. Es braucht politisches Handeln, moralische Klarheit und internationale Solidarität. Srebrenica darf nie wieder geschehen – und nie vergessen werden“, mahnt Schwartz. Er setzt auf eine europäische Erinnerungskultur, die nicht nur warnt, sondern heilt: „Nur wer erinnert, verhindert Wiederholung. Nur wer Wunden anerkennt, kann sie heilen. Und nur gemeinsames Handeln verwandelt Schmerz in Versöhnung und Erinnerung in Frieden.“ Die Kirchen und Religionsgemeinschaften, die vielerorts Vorreiter des Dialogs in Bosnien und Herzegowina sind, sieht Schwartz hierbei in besonderer Verantwortung.
Seit 1993 steht Renovabis an der Seite der Menschen in Südosteuropa. Mit Projekten, die Brücken bauen und Hoffnung geben. Besonders wichtig: 14 multiethnische Schulzentren in Bosnien und Herzegowina. Sie bringen als „Schulen für Europa“ junge Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Dort entsteht Vertrauen – nicht nur Wissen. Auch in Altenheimen, die Renovabis unterstützt, begegnen sich Menschen, die den Krieg erlebt haben. Diese Orte schaffen Raum für Zuhören, Erinnern und Verstehen. Sie sind Orte der Heilung – für die Seele und die Gesellschaft.
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