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FREISING. „Eine Sternstunde der katholischen Kirche“ – so nennt Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz den Briefwechsel zwischen den deutschen und polnischen Bischöfen aus dem Jahr 1965. In der Schlussphase des Zweiten Vatikanischen Konzils legte der Briefwechsel den Grundstein für die deutsch-polnische Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg – für Pfarrer Schwartz heute, 60 Jahre später, „noch immer ein zutiefst mutiger und wegweisender Schritt.“
Der Brief, den die polnischen Bischöfe ihren deutschen Amtskollegen am 18. November 1965 schrieben, endete mit den Worten: „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung“ – eine versöhnliche Geste, die in Polen keineswegs unumstritten war. „Gerade wenn mit heftigem Gegenwind zu rechnen ist, zeugt es von wahrer Größe, den ersten Schritt zu tun,“ sagt Pfarrer Schwartz. „Die Botschaft des Briefwechsels ist weiter lebendig“, betont der Renovabis-Leiter: „Versöhnung ist kein abgeschlossener Akt, es ist eine dauerhafte Aufgabe – auch und gerade für uns als kirchliche Akteure.“ Der Briefwechsel könne allen Mut machen, die sich in anderen Teilen Europas für die Heilung von Wunden der Vergangenheit engagieren. „Lassen wir uns vom Geist es Briefwechsel inspirieren“, ermutigt Schwartz.
Für Renovabis steht seit seiner Gründung im Jahr 1993 nicht nur die konkrete finanzielle Unterstützung seiner Partner im Osten Europas, sondern auch der Dialog im Zentrum der Arbeit. So unterstützt das Hilfswerk in Polen etwa die Arbeit der Maximilian-Kolbe-Stiftung, die wichtige Begegnungs- und Erinnerungsprojekte anbietet, unter anderem Workshops in Auschwitz zum „Umgang mit der gewaltbelasteten Vergangenheit“. Im Rahmen des GoEast Programms ermöglicht das Osteuropa-Hilfswerk die Begegnung von Jugendlichen und unterstützt Freiwillige, die sich ein Jahr lang ehrenamtlich im Osten Europas engagieren wollen. Insgesamt hat Renovabis seit seiner Gründung in Polen rund 2.100 Projekte mit einer Gesamtsumme von knapp 70 Millionen Euro gefördert. Hinzu kommen über 700 Studienstipendien in Höhe von fast 11 Millionen Euro.
Zum 60. Jahrestag des Schreibens der polnischen Bischöfe wird das Jubiläum am 18. November mit einer gemeinsamen Veranstaltung der Deutschen und Polnischen Bischofskonferenz in Breslau begangen, an der auch Pfarrer Schwartz teilnehmen wird: „Es ist ein sehr wichtiges und schönes Zeichen, dass dieses wichtige Jubiläum von deutschen und polnischen Kirchenvertretern gemeinsam begangen wird.“ Auch die gemeinsamen Anstrengungen, den Briefwechsel als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkennen zu lassen, zeige „welche verbindende Kraft noch heute in dem Dokument steckt.“



