Online-Gesprächsreihe

Armenien: Kleines Land mit großen Problemen

04.02.2021, 18:00–19:00 Uhr

Armenien stand im Fokus der Online-Gesprächsreihe „Listen to the East!“ Welche außen- und innenpolitischen Konstellationen prägen Armenien und die Region? Wie sieht die humanitäre und soziale Lage derzeit aus? Wie sieht die kirchliche Landschaft aus und wie engagieren sich die Kirchen?

„Listen to the East!“ heißt die neue Online-Gesprächsreihe von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, und der Katholischen Akademie in Berlin.
Das zweite Gespräch der Reihe hatte das Thema Armenien: Kleines Land mit großen Problemen. Politische Konstellationen, Konflikte, soziale Lage und Rolle der Kirchen und fand am Donnerstag, 4. Februar 2021 von 18:00 bis 19:00 Uhr statt. Rund 190 Interessierte hatten sich online zugeschaltet.

Thema des Gesprächs

Armenien ist – wie Aserbaidschan – zuletzt durch den Krieg zwischen beiden Ländern um die Region Bergkarabach, der am 27. September begann, ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt. Auf beiden Seiten kostete der Krieg etwa 4.700 Menschen das Leben und Tausende mussten fliehen. Am 9. November wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Im Gespräch ging es um die aktuelle Lage vor Ort: Welche außen- und innenpolitischen Konstellationen prägen Armenien und die Region? Wie sieht die humanitäre und soziale Lage derzeit aus? Wie sieht die kirchliche Landschaft aus und wie engagieren sich die Kirchen?

Mitschnitt der Veranstaltung

Hintergrund: Renovabis will Armenien verstärkt helfen

Berlin (KNA) Das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis der deutschen Katholiken will seine Hilfen für Armenien verstärken. Nach dem Krieg mit Aserbaidschan um die Provinz Berg Karabach im vergangenen Herbst habe Renovabis bereits kurzfristig die Unterbringung der rund 100.000 armenischen Flüchtlinge gefördert, sagte der Länderreferent des Hilfswerks für die Region, Herbert Schedler, am Donnerstagabend bei einer Online-Veranstaltung von Renovabis und der Katholischen Akademie in Berlin.

Nun sei es eine "große Herausforderung", die Flüchtlinge dauerhaft in Armenien zu integrieren, erklärte Schedler weiter. Als Beispiele nannte er Ausbildungsmaßnahmen für junge Menschen und Projekte der Altenarbeit. Was notwendig sei, entscheide aber nicht Renovabis, sondern liege in der Verantwortung der armenischen Projektpartner. Er rechne damit, dass sie nun trotz der Corona-Pandemie und der harten winterlichen Bedingungen in dem Kaukasus-Staat schnell reagieren, weil das Land wirtschaftlich auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen sei. Bislang engagiert sich Renovabis zumeist in ländlichen Gebieten des Staates, dessen drei Millionen Einwohner auf einem Territorium von der Größe Brandenburgs leben.

Der Projekt-Koordinator der Armenisch-Apostolischen Diözese Vayots Dzor, Harutyun Harutyunian, hob die Bedeutung internationaler Akteure wie Nato und EU sowie der Kirchen für einen nachhaltigen Friedensprozess in der Region hervor. Wie Schedler kritisierte er, dass die westlichen politischen Bündnisse bei den Kämpfen des vergangenen Herbstes zu wenig Druck auf die Türkei ausgeübt hätten, die Aserbaidschan unterstützte. Notwendig sei etwa eine internationale Initiative für einen Runden Tisch aller Konfliktparteien.

Das mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet. Die Region wird de facto aber nicht vom islamisch geprägten Aserbaidschan kontrolliert, sondern von Armenien. Der Konflikt zwischen beiden Ländern war Ende September wieder aufgeflammt. Bei den Kämpfen erzielte Aserbaidschan militärische Erfolge. Die ehemaligen Sowjetrepubliken verständigten sich im November unter russischer Vermittlung auf einen Waffenstillstand. Danach gab es allerdings auch Berichte über Verstöße gegen die Waffenruhe.

Inhalt erstellt: 27.01.2021, zuletzt geändert: 08.02.2021

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