In den Sozialküchen in Georgien bekommen Menschen in Not nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch soziale Unterstützung.
Quelle: Caritas Georgien
02.02.2024 – Nachgefragt: Sozialküchen in Georgien

"Mehr als nur Essensausgaben"

Sebastian Hisch ist bei Renovabis der zuständige Referent für Projekte in Georgien. 2023 hat er die Sozialküche in Tbilissi besucht. Wir haben ihn befragt.

Sie waren 2023 zweimal auf Projektreisen in Georgien und besuchten die Sozialküche in der Hauptstadt Tbilissi. Was haben sie dort erlebt?

Die Suppenküche in Tbilissi besuchte ich im April und im August. Sie ist Teil des großen Sozialzentrums unseres langjährigen Partners Caritas Georgien. Während meines Besuchs im Zentrum lud mich die Projektmanagerin der Caritas zu einem Mittagessen in die Suppenküche ein. Und ich kann ohne Übertreibung sagen: Das war eines der besten Mittagessen, das ich in Georgien je gegessen hatte.

Dazu muss man wissen, dass das Essen in georgischer Kultur einen besonderen Stellenwert hat. Die Georgierinnen und Georgier achten darauf, dass die Zutaten gut und frisch sind. Das hat sich auch bei der Qualität der Speisen in der Sozialküche gezeigt. Dort wird auf gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet.

Wie war die Atmosphäre?

In der georgischen Esskultur spielt die Gemeinschaft eine zentrale Rolle. So saß ich an einem Tisch mit den Frauen und Männern, die regelmäßig zu Essen kommen, meistens ältere Menschen. Einige nahmen das Essen mit nach Hause. Dieses Angebot hat sich besonders während der Corona-Pandemie gut bewährt.

Auch bei den Männern und Frauen in der Küche herrschte eine gute Stimmung. Trotz des großen Andrangs blieben sie sehr ruhig und professionell. Dieser Besuch und die persönlichen Begegnungen haben mich sehr beeindruckt.

Warum sind die Sozialküchen so wichtig?

Die Relevanz der Sozialküchen wird nicht nur an der großen Anzahl der Hilfesuchenden deutlich, sondern in ihrer ganzheitlichen Einbindung in das Sozialzentrum. Hier erhalten bedürftige Menschen nicht nur Nahrung, sondern auch vielseitige Unterstützung. Das Sozialzentrum bietet Nachmittags- oder Tagesbetreuung für ältere Menschen, ein Wohnheim für schutzsuchende Frauen sowie eine Kindertagesstätte.

Die Essensversorgung stellt dabei lediglich den ersten Schritt dar. Unmittelbar neben dem Eingang der Suppenküche befindet sich eine Beratungsstelle. Unabhängig von Alter oder Lebenssituation, sei es eine alleinerziehende Mutter oder eine ältere Frau – jeder ist dort willkommen. Die Freiwilligen der Caritas empfangen und beraten die Menschen in ihrer Notlage, z.B. durch die Bereitstellung von Informationen, wo und wie Unterstützung beantragt werden kann, oder durch Vermittlung eines Arztes oder psychologischer Betreuung. Diese kleinen, jedoch bedeutsamen Bausteine sind enorm wichtig, da sie die Vielschichtigkeit der Sozialarbeit verdeutlichen.

In der Sozialküche in Tbilissi werden täglich 250 Menschen in Not mit warmen Essen versorgt.
Quelle: Caritas Georgien
Das frisch zubereitete Mittagessen in der Sozialküche in Tbilissi hat auch Sebastian Hisch gut geschmeckt.
Quelle: Sebastian Hisch

Beteiligt sich der georgische Staat an der Finanzierung der Suppenküchen?

Nein. Die Finanzierung der Suppenküchen in Tbilissi und Kutaissi erfolgt zu 100 % durch Spenden und Fördermittel, die die Caritas bei ausländischen Gebern einwirbt. Die Relevanz der Caritas-Arbeit im sozialen Bereich, sei es in Form von Sozialküchen oder anderer sozialen Unterstützung, wird jedoch seitens des georgischen Staates anerkannt und wertgeschätzt. Die Caritas fungiert mittlerweile als Beraterin für den Staat in sozialen Angelegenheiten. Ihre Rolle als bedeutender Akteur wird somit gewürdigt, und die erbrachten Leistungen werden als Maßstab für nationale Standards betrachtet. Diese Entwicklung unterstreicht die Wertschätzung und den Einfluss, den die Caritas auf nationaler Ebene genießt.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Caritas Georgien?

Über die Zusammenarbeit kann ich nur Positives berichten. Caritas Georgien betrachte ich als einen professionellen und zuverlässigen Partner. Die Arbeitsweise ist strukturiert und zielgerichtet, und gleichzeitig wird eine herzliche Atmosphäre im Umgang mit den Begünstigten gepflegt. Das Team von Caritas Georgien ist vielfältig, von motivierten 16-Jährigen, die ihr erstes Praktikum absolvieren, bis hin zu erfahrenen Projektmanagerinnen über 70, die aus Liebe zu ihrem Beruf weiterhin aktiv sind. Diese Vielfalt spiegelt sich nicht nur im Altersspektrum, sondern auch in der positiven Teamatmosphäre wider.

Die Caritas-Mitarbeitenden sind nicht nur fachlich versiert, sondern auch immer auf dem neuesten Stand der Entwicklungen. Sie haben ein tiefgreifendes Verständnis für die aktuellsten Konzepte, die sie erfolgreich umsetzen. Daher macht es mir große Freude, mit Caritas Georgien zusammenzuarbeiten und zur Verwirklichung deren Projekte beizutragen.

Herr Hisch, herzlichen Dank, dass Sie uns Einblicke in dieses wichtige Projekt gegeben haben.

Inhalt erstellt: 05.02.2024, zuletzt geändert: 05.02.2024

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