Projektbeispiele
Ca. 4-jähriger Junge sitzt auf einem Pappkorton mit Hilfsgütern.
Kinder und Jugendliche brauchen einen Raum, in dem sie die Kriegserlebnisse verarbeiten können.
Quelle: Caritas Ternopil
Länderinfo
Ukraine
Landesflagge

Hilfe für Flüchtlingskinder in der Ukraine durch psychosoziale Unterstützung

Der andauernde Krieg in der Ukraine bringt Leid und Zerstörung mit sich, die humanitäre Lage im Land ist katastrophal. Gerade in dieser Situation ist es wichtig, sich auch der seelischen Not von Kinder und Jugendlichen anzunehmen – so wie die Caritas der griechisch-katholischen Kirche in Kyjiw.

Ein Projekt in Kyjiw

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Projektpartner
Pfarrer Roman Syrotyč, Direktor der Caritas der UGKK Erzeparchie Kyjiw
Förderbereich
Soziale Aufgaben
Übersicht

In kinderfreundlichen Räumen seelische Verwundungen verarbeiten

Die vorhandenen staatlichen Systeme für die Unterstützung von Familien und Kindern sind derzeit überlastet. Sie konzentrieren sich derzeit größtenteils auf die materiellen Nöte der Menschen. Hier setzt die Arbeit der Caritas der griechisch-katholischen Kirche an. Sie begann im Frühjahr 2022, ihre bereits vor dem Krieg bestehenden Unterstützungsdienste für Kinder und Familien weiter auszubauen, um den vom Krieg betroffenen Kindern zu helfen, mit ihrer Situation besser zurechtzukommen und in ihrem Lebensalltag wieder neuen Lebensmut zu gewinnen. In der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw richtete die Caritas an 23 Standorten sog. „kinderfreundliche Räume“ (Child Friendly Space) ein. Hier werden Kinder von Fachleuten der Caritas psychologisch betreut, um ihre traumatischen Kriegserfahrungen und seelischen Verwundungen zu überwinden. In einem geschützten Raum mit psychologischer und pädagogischer Betreuung können die Kinder und Jugendlichen hier spielen, kreativ werden, und in kindgerechter Weise über ihre Gefühle, Probleme und Gedanken sprechen. So werden psychologische Belastungen bearbeitet und die Resilienz der Kinder gesteigert. Zeitgleich können Eltern bei den Fachleuten Beratung und Unterstützung finden. Dies trägt zur Stabilisierung der Eltern bei, was wiederum positiven Einfluss auf deren Umgang mit ihren Kindern hat. Punktuell werden Eltern-Kind-Kurse durchgeführt, die speziell die Kommunikation in der Familie verbessern sollen.

Die „kinderfreundlichen Räume“ werden in Kooperation mit Pfarreien oder lokalen Einrichtungen wie der Polizei oder Verwaltungsbehörden betrieben. Die mobilen psychologischen Unterstützungsteams der Caritas arbeiten mit den Kindern mehrmals die Woche. Die Caritas betreut in der Hauptstadt Kyjiw derzeit 500 Kinder und Jugendliche und berät etwa 250 Eltern. Damit die Caritas in Kyjiw ihre mobilen psychosozialen Unterstützungsangebote für Kinder und Familien auch in den kommenden Monaten fortsetzen kann, benötigt sie unsere Hilfe und Unterstützung.

Frau mit Anorak in einer Straße
Alina aus Charkiw wurde auf das Caritas-Angebot der Erzeparchie Kyjiw aufmerksam.
Mädchen mit Zöpfen
Bei der sechsjährigen Stefania hat sich der Krieg bereits tief ins Bewusstsein eingegraben.

Wie die Caritas Kyjiw den vom Krieg betroffenen Kindern hilft - unterstützt von Renovabis

Das Beispiel des sechsjährigen Mädchens Stefania und ihrer Mutter Alina aus Charkiw

Nichts ist mehr, wie es war

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht. Als am 24. Februar die ersten Bomben fallen, packt die schwangere Alina hastig Dokumente und Kleidungsstücke in einen Koffer, schnappt sich ihre sechsjährige Tochter Stefania und flieht gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Maryna aus dem ostukrainischen Charkiw. Ihr Ziel: das Elternhaus in Velika Rohan nahe Charkiw. Obwohl zu diesem Zeitpunkt russische Militärs auch auf flüchtende Zivilisten schießen, erreicht die Kleinfamilie unversehrt Alinas Heimatort. Dort verstecken sie sich im Keller eines Gebäudes in Nachbarschaft von Alinas Elternhaus und harren dort aus, während um sie herum die Raketen einschlagen.
Stefania ist völlig verstört. In den Feuerpausen will sie vor lauter Angst nicht ins Haus ihrer Großeltern. „Mama, ich ziehe mich nicht um. Denn wenn ich nicht rechtzeitig fertig werde, kannst du mich nicht retten", sagt die kleine Stefania verzweifelt. Daraufhin entschließt sich ihre Mutter, den Ort wieder zu verlassen. Im Dorf Lishchynivka, Bezirk Uman, Region Tscherkassy, finden Alina und ihre Tochter eine Bleibe und kommen erstmals seit langem zur Ruhe. Stefania fasst neues Vertrauen und beginnt, mit anderen Kindern im Ort zu spielen. Die Dorfbewohner helfen ihrer schwangeren Mutter, versorgen sie mit Lebensmitteln und sprechen ihnen gut zu.

Kinderfreundliche Räume

Als es Zeit wird, dass Stefania in die Schule kommt, zieht die kleine Familie im Juni weiter nach Kyjiw. Doch der Krieg hat sich bereits tief ins Bewusstsein des Mädchens eingegraben und sie ist schwer traumatisiert. Außerdem vermisst Stefania ihre gewohnte Umgebung, ihre geliebten Großeltern und ihre Verwandten – sie alle sind in Stefanias Heimatstadt Charkiw geblieben. In Kyjiw wird die 34-jährige Alina auf das Caritas-Angebot der Erzeparchie Kyjiw aufmerksam: „Child Friendly Space“ (kinderfreundliche Räume) nennt sich das Entwicklungs- und Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche an insgesamt 15 Standorten im Stadtgebiet, z.B. in Pfarrgemeinden. Dabei kümmern sich mobile Teams aus Fachleuten im Dienst der Caritas um Kinder von Binnenvertriebenen und der ortsansässigen Bevölkerung, betreuen sie psychologisch und beraten ihre Familien in sozialen Fragen. In den geschützten Räumen können die Kinder spielen und Sport treiben. Auf diese Weise öffnen sie sich nach und nach und sprechen über das, was sie bewegt. Außerdem hilft das geschulte Personal den Kindern, ihre seelischen Traumata zu überwinden und stärkt sie in Zeiten eines nie dagewesenen Umbruchs.
Auch Stefania nimmt mittlerweile am „Child Friendly Space“-Programm der Caritas teil. Und ihre Lebensfreude kehrt allmählich zurück: Stefania turnt, lernt Gedichte und bastelt mit großer Hingabe. Kurzum: Stefania kann endlich wieder Kind sein.

Hintergrund

Der Krieg in der Ukraine trifft die Menschen mit unerbittlicher Härte. Nach Schätzungen des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) sind 17,7 Millionen der insgesamt 40 Millionen Ukrainer in Not. Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 wurde inzwischen ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung zur Flucht gezwungen. 7,8 Millionen Menschen sind ins Ausland geflüchtet. Etwa 6,5 Millionen Ukrainer sind im eigenen Land auf der Flucht. Etwa die Hälfte der Geflüchteten sind Kinder. Wegen des Krieges mussten bisher 40 % der ukrainischen Kinder ihre Häuser verlassen.
Viele Binnenflüchtlinge sind in die Hauptstadt Kyjiw (Kiew) geflohen oder nach einer vorübergehender Vertreibung dorthin wieder zurückkehrt. Die Versorgung der vielen Kriegsflüchtlinge stellt angesichts der beschädigten Versorgungsinfrastruktur in der Hauptstadt eine große Herausforderung dar. Mindestens 40 Prozent der Energieversorgung in der Ukraine sollen mittlerweile durch russische Raketenangriffe zerstört worden sein, was insbesondere vor dem nahenden Winter eine humanitäre Notlage auslösen könnte.

Nothilfe wird weiterhin gebraucht

Neben der psychosozialen Hilfe unterstützt Renovabis weiterhin auch zahlreiche Nothilfe-Projekte sowie Projekte im Bereich der medizinischen Versorgung, um für die hilfebedürftige Bevölkerung alles Lebensnotwendige bereitzustellen (Unterkünfte, Nahrung, Kleidung, Hygieneartikel, Wärme). Mehr Infos: Wie Renovabis in der Ukraine hilft

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