Hl. Benedikt
Mönchsvater Benedikt von Nursia
Quelle: Hildegard Rall
31.01.2019 – Hl. Benedikt

Aussteigen, um anzukommen

Der hl. Benedikt von Nursia lebte im 6. Jahrhundert in Italien. Sein Grundsatz „Bete und arbeite“ prägte den von ihm gegründeten Orden sowie Kultur und Wissenschaft in ganz Europa.

Luxus und Wohlleben bestimmten das Leben in Rom um das Jahr 500. Benedikt bricht sein Studium ab, er sucht etwas Anderes. Seine Wanderung beginnt. Unterwegs trifft er den Mönch Romanus, und entscheidet sich, auch Mönch zu werden. Drei Jahre lang lebt er allein in einer Höhle. Es gibt Zeiten, in denen äußerlich wenig bis nichts passiert, in denen scheinbar Stillstand herrscht und in denen doch Entscheidendes reift. In seiner Regel schreibt Benedikt: Man achte darauf, ob (der Novize) wirklich Gott sucht. Dann kann alles beginnen. Und so auch bei Benedikt selbst. Er verlässt alles, um einzig Gott zu suchen. Nach drei Jahren begegnet er zum ersten Mal wieder einem Menschen. Ein Priester feiert spontan mit ihm Ostern. Andere entdecken den „Mann Gottes“, kommen, um sich Rat zu erbitten und sich seiner geistigen Führung anzuvertrauen. Die drei Jahre, die Benedikt in der Höhle lebte und die Tatsache, dass das Ende gerade mit Ostern verbunden wird, zeigt an, wie diese Episode zu deuten ist: Benedikt ist durch den Tod hindurchgegangen. Ein neues Leben beginnt.

Nun zieht er Menschen an und ist auch selbst bereit, auf Menschen zuzugehen. – Nächste Station: Subiaco. Aus dieser Zeit werden zahlreiche Anfechtungen, Versuchungen und Wunder erzählt. Etwa: Benedikt wird von einigen Brüdern aufgefordert, die Stelle ihres verstorbenen Abtes einzunehmen und sie zu führen. Er tut dies nach einigem Zögern, weil er merkt, dass sie eigentlich ein anderes Leben führen wollen. Es heißt: „Ihre Verkehrtheit stieß sich an seiner Geradheit. Sie sahen, dass unter ihm Unerlaubtes unerlaubt blieb, und es schmerzte sie, von ihren Gewohnheiten lassen zu müssen.“ So versuchen sie, ihn umzubringen. Er zieht weiter. Wieder ein Abbruch. Er kehrt zu sich selbst zurück. „In sich wohnen“, ist ein Schlüsselwort seines Lebens. Er lernt, sich selbst anzunehmen im Angesicht Gottes. – Und wieder geht es weiter. Im Tal von Subiaco gründet er 12 Klöster. Das Tal blüht auf. – Und nun: Monte Cassino. Im Jahre 529 soll er begonnen haben, mit seinen Mönchen das Kloster auf dem Berg als eine „Schule für den Dienst des Herrn“ zu errichten. Auch vom Monte Cassino werden zahlreiche Bedrohungen erzählt, der „Alte Feind“ zeigt sich in immer neuer Gestalt. Benedikt heißt jedoch nicht umsonst „der Gesegnete“ – und so bezwingt er immer wieder das Böse. Eine letzte, vielleicht die schwerste Lektion wird ihm in einer Vision erteilt. Er sieht, dass sein Kloster vollständig zerstört werden wird. Er lernt, alles zu lassen, auch das, was ihm am Kostbarsten geworden ist, sein eigenes Werk. – Benedikt stirbt stehend, im Kreis seiner Brüder. Sein irdischer Weg ist vollendet. Es beginnt die beispiellose Erfolgsgeschichte des Benediktiner-Ordens. Zunächst in Europa, dann aber auch weltweit, leben Schwestern und Brüder nach seiner Regel, verkünden das Evangelium, sie betreuen Kranke und Sterbende, sie lehren, sie bauen, sie pflegen die Kultur, von der Landwirtschaft bis zu den Bibliotheken. Aber vor allem preisen sie Gott in täglichem Lobgesang.

von Schwester Carmen Tatschmurat OSB Benediktinerinnenkommunität Venio

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Inhalt erstellt: 31.01.2019, zuletzt geändert: 24.10.2019

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