Screenshots der Podiumsteilnehmer/-innen.
v.l.n.r.: Marc Frings, ZdK-Generalsekretär (Begrüßung), Prof. Dr. Thomas Bremer (Moderation), Dr. Yauheniya Danilovich, Akademische Rätin am Seminar für Praktische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, und Dr. Alena Alshanskaya, Postdoc-Forscherin am Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
04.03.2021 – Pressemitteilung

„Dunkelheit vor Sonnenaufgang“

Die Situationsbeschreibung „Dunkelheit vor einem Sonnenaufgang“ und der kämpferische Satz „Die Wahrheit wird siegen“ fassen die Äußerungen der beiden Expertinnen zur Situation in ihrem Heimatland Belarus bei einem Online-Podium zusammen.

BERLIN / FREISING. Die Situationsbeschreibung „Dunkelheit vor einem Sonnenaufgang“ und der kämpferische Satz „Die Wahrheit wird siegen“ fassen die Äußerungen der beiden Expertinnen zu ihrem Heimatland Belarus gut zusammen. Das Online-Podium wurde von der Osteuropa-Solidaritätsaktion Renovabis zusammen mit der Katholischen Akademie Berlin ausgerichtet. Beide Frauen, die der Orthodoxen Mehrheitskirche angehören, vermissten einen mutigeren und nicht nur punktuellen kirchlichen Einsatz für Menschenwürde und Freiheit: „Wenn Kirche den Staat heiratet, bleiben sie kinderlos“ gaben sie ein geflügeltes Wort wider. Kirche müsse sich von der staatlichen Umklammerung lösen, „die historische symphonia mit dem Staat aufgeben“, da sie ansonsten gesellschaftlich irrelevant würden. Bereits heute würden lediglich fünf Prozent der orthodox Gläubigen regelmäßig zur Kirche gehen. Darüber hinaus seien alle Kirchen in Belarus aufgefordert, weiterhin auf die Stimme des Volkes zu hören und sich nicht vom Regime vereinnahmen zu lassen. Auch die Europäische Union dürfe Belarus nicht vergessen und Putins Kalkül opfern, wolle sie ihrem Selbstverständnis und ihren Werten treu bleiben. Von Moskau sei sicher eine entscheidende Einflussnahme auf die belarussische Zukunft zu erwarten.

„Und wo stehen die Kirchen bei dieser gesellschaftlichen Entwicklung von Belarus?“ Auf diese Frage suchten Alena Alshanskaya und Yauheniya Danilovich bei einem öffentlichen Online-Podium unter Moderation von Thomas Bremer nach Antworten. Im Rahmen der Reihe „Listen to the East“ standen die beiden Belarussinnen, die heute in Deutschland als Wissenschaftlerinnen tätig sind, Rede und Antwort zur aktuellen Situation der Menschen in ihrem Heimatland. 135 Interessierte aus West- und Osteuropa folgten live dem Gespräch.
Die Expertinnen kamen zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Stimmung in der Bevölkerung ist von Skepsis und Enttäuschung geprägt – Skepsis hinsichtlich der Entwicklung im Land, wo sich das Regime mehr und mehr stabilisiert. Und Enttäuschung hinsichtlich des Westens, speziell der EU, von der man sich mehr Solidarität gewünscht hätte. Was die Kirche betrifft, gab und gibt es Unterschiede zwischen „unten“ und „oben“: Viele einfache Geistliche, egal ob orthodox, katholisch oder evangelisch, hätten sich in der Oppositionsbewegung aktiv engagiert und hätten teilweise auch unter den Folgen wie Gefängnisstrafen gelitten. Hochrangige kirchliche Obere hätten sich zu Beginn der Proteste solidarisch mit den Forderungen der Menschen gezeigt, seien aber dann schnell durch die Kirchenhierarchien von ihren Posten entfernt worden. Jetzt verhielten sich orthodoxe Geistliche eher zurückhaltend, so besonders der neue Metropolit Weniamin. Bei der katholischen Kirche habe sich der langjährige Erzbischof von Minsk Tadeusz Kondrusiewicz mit den Protestierenden solidarisch erklärt, sodass er adhoc zu so etwas wie einem Volkshelden über Konfessionsgrenzen hinweg geworden sei. Seine unerwartete Emeritierung als Erzbischof habe zu einem erheblichen Vertrauensverlust bei den Katholiken in Belarus gegenüber dem Vatikan geführt.

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Inhalt erstellt: 04.03.2021, zuletzt geändert: 05.03.2021

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